Rothenschirmbach und Lutherstadt Eisleben

Eingemeindung 2005

Der Widerspruch oder auch die Schere zwischen der relativ kleinen Einwohnerzahl des Ortes auf der einen Seite und der weiteren kontinuierlichen Entwicklung von Handwerk, Gewerbe und Handel auf der anderen Seite überforderte den Ort letztlich zum Ende der 1990iger Jahre und führte zu immer schwierigeren Konstellationen für den selbständigen Fortbestand der Gemeinde.

Der Finanzbedarf unseres Dorfes wurde vom Land wie überall zuvorderst im Verhältnis zur Einwohnerzahl betrachtet und ermittelt. Die tatsächliche wirtschaftliche Entwicklung nahe der großen Verkehrsachsen führte aber dazu, dass der Ort letztlich die anstehenden Aufgaben insbesondere in Verbindung mit den Aktivitäten von Handel und Gewerbe am Ort nicht mehr selbständig erfüllen konnte. Solche gegensätzlichen Entwicklungen waren und sind im Regelwerk (besonders Planungsrecht und Finanzausstattung) des Landes einfach nicht vorgesehen. Das Erfordernis bzw. die Möglichkeit von Einzelfallentscheidungen und Hilfen wurde von den Landesministerien damals nicht gesehen. Damit blieb für Rothenschirmbach nur die Option, die positive Entwicklung der 1990iger Jahre unter dem Dach eines starken Partners möglichst fortzuführen. Im Zuge der vom Land ab 1999 angestrebten Gebietsreform kam es schließlich – nach Referendum der Einwohner – zur Eingemeindung in die Lutherstadt Eisleben zum 1. Januar 2005.

Das Verhältnis zwischen Kernstadt und Ortsteil war auf Grund des freiwilligen Charakters des Zusammengehens immer von gegenseitigem Verständnis, aber zugleich auch von erheblicher Sorge um die Größe der Aufgaben auf beiden Seiten geprägt. Schließlich stand die Kernstadt selbst vor großen Herausforderungen. Weite Bereiche der Altstadt von Eisleben bedurften (und das gilt bis heute) enormer Anstrengungen für Rückbau und Sanierung. Bis 2009 wurden 10 Ortsteile in die Lutherstadt eingemeindet. Auch in den anderen Ortsteilen gab es und gibt es viele unerledigte Aufgaben. Zudem sollten die Lutherstätten mit Blick auf die Lutherdekade 2017 entwickelt werden. All dies war in einer Zeit zu bewältigen, in der der Aufholprozess nach der Wende gerade im neu zusammengeführten Landkreis Mansfeld-Südharz (ab 2007) in einer insgesamt strukturschwachen Region langsamer voran ging und die Förderungen und Zuweisungen aus Landes- und Bundesmitteln allmählich geringer wurden.

Weiterentwicklung von Gewerbe und Handel

Auch in Rothenschirmbach gab es ab 2005 gegenläufige Veränderungen. So wurde mit der Übernahme der Handelskette Kondi durch Netto letztlich der frühere Edeka-Landmarkt Ende 2007 geschlossen. Damit war keine Einkaufsmöglichkeit am Ort mehr für viele Lebensmittel und Waren des Alltages vorhanden. Auch der Baumarkt BauSpezi am Ort musste dem zunehmenden Druck auf dem Heimwerker- und Gewerbemarkt im Osten weichen. Neuansiedlungen (z.B. Bogdan Schulz GmbH für Holzverarbeitungsmaschinen, Niederlassung EHL Schmidt) konnten sich auf Dauer nicht am Markt durchsetzen.

Gerade in den folgenden Jahren gab es auch viel positive Aktivitäten sowohl der ortsansässigen Unternehmen als auch von Bürgern des Ortes, um den etwas ins Stocken geratenen Entwicklungsprozess wieder zu beleben.

So kam es ab 2010 zur Erweiterung des Elektronikherstellers CT-Video um ca. 40 Arbeitsplätze. Auch die Fa. Vogelsang nahm eine Erweiterung seiner Herstellungshallen und Tätigkeitsfelder vor. Der örtliche Autohandel wurde um Angebote anderer Hersteller neben Honda (u.a. Fiat, Alpha Romeo, heute Kia) erweitert. Die Tankstellenkette Hoyer betreibt eine Selbstbedienungstankstelle am Ortseingang aus Richtung Osterhausen. Das Gelände der seit Ende der 1990iger Jahre am Ort ansässigen Fa. EHL Schmidt wird heute von der TEHA Querfurt GmbH genutzt und vermarktet bzw. vermietet.

Die wohl wesentlichste Aktivität für den Ort nach 2010 war die Entscheidung unseres örtlichen Landwirtschaftsbetriebs, die Einkaufsmöglichkeiten ab 2012 wieder wesentlich zu verbessern. Die Rothenschirmbacher Agrargenossenschaft als investierendes Unternehmen hat dazu maßgeblich beigetragen, über eine Direktvermarktung eigener und Regionaler Produkte (mit Unterstützung der Mitglieder des Bauernverbandes) das Angebot systematisch zu entwickeln. In der Folge konnte auch wieder eine Bäckerei (Morgenstern) den Vertrieb am Ort aufnehmen.
In den Jahren 2013/2014 hat die Rothenschirmbacher Agrargenossenschaft das Angebot insbesondere auch für Auswärtige und durchreisende Gäste erheblich verbessert. So eröffneten im Juni 2013 das örtliche „Brauhaus“ (mit gutbürgerlicher Küche) seine Pforten und im Umfeld des Rothenschirmbacher Landmarktes entstand ein attraktiver Generationenspielplatz mit Kräutergarten und Streichelzoo zum Verweilen und Dazulernen – gerade auch für durchreisende „Stadtmenschen“.

Neue Entwicklungen im Dorfkern

Auch im Ortskern hat sich Einiges getan. Am 11. Juni 2006 konnte die Rothenschirmbacher Dorfkirche als 4. Autobahnkirche in Sachsen-Anhalt nach entsprechender Vorbereitung gewidmet werden. Maßgebliche Aktivitäten kamen vom Förderkreis Autobahnkirche und von Pfarrer Stengel.

Mit der Gründung des Heimatvereins Wir-für-Rothenschirmbach wurde im Zusammenwirken mit den Mitgliedern des Bauernverbandes und dem Rothenschirmbacher Landmarkt jeweils am 2. Samstag im Oktober ein Rothenschirmbacher Herbstmarkt für regionale Produkte etabliert, der nun seit 2009 regelmäßig stattfindet.

Gleichfalls stark engagiert hat sich der Verein Wir-für-Rothenschirmbach für den Erhalt und die Verbesserung der äußeren Bedingungen der Kindertagesstätte „Borstel“. Neben der Dachrekonstruktion, der Verbesserung der Sanitärräume und dem Einbau moderner Fenstere seitens der Stadt hat der Verein den freundlichen Außenanstrich übernommen. Mit dem jährlichen gemeinsam mit dem Kuratorium der KiTa organisierten Walderlebnistag wurde hier auch ein attraktiver Höhepunkt geschaffen. Unsere KiTa hat 2013 auch das Zertifikat „Haus der kleinen Forscher“ der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau erhalten.

Auch ein neuer Dorfspielplatz, der zugleich Begegnungsstätte für Jung und Alt ist, ist vom Verein Wir-für-Rothenschirmbach mitten im Dorf nahe der (Autobahn)Kirche errichtet worden. Er wurde am 1. Juni 2014 eröffnet.

Im Herbst 2014 wurde auch das Thema der Abwasserbeseitigung wieder aufgegriffen, das über viele Jahre nach ersten konkreten Aktivitäten in den Jahren 2002/2003 zum Stillstand kam. Nun (2014/2015) konnte mit Fördermitteln des Landes das Ortsnetz aufgebaut werden. Die Entsorgung erfolgt nun in der neu errichteten Kläranlage Osterhausen, die im Sommer 2015 den Betrieb aufgenommen hat.

Im Mai 2014 gab es auch für die Mitglieder der Ortsfeuerwehr einen ersten wichtigen Entscheidungspunkt nach langem Kampf: Das Landesinnenministerium hat die nötigen Fördermittel für eine Feuerwehrneubau auf dem Gelände der ehemaligen LPG in Rothenschirmbach bereitgestellt. Der Innenminister Holger Stahlknecht ließ es sich nicht nehmen, den Fördermittelbescheid unserem diesbezüglich besonders aktiven Ortswehrleiter Wilfried Leber zu überreichen. Ende 2015 wurde das Gebäude zur Nutzung insbesondere als zentraler Ausgangspunkt für die Einsätze freigegeben.