Aufschwung im 19. Jahrhundert

Zu den wenigen Akten im Gemeindearchiv gehört u.a. ein „Verzeichnis der Wohngebäude, Scheunen und Ställe“ aus dem Jahre 1802. Daraus ist zu entnehmen, dass in Rothenschirmbach

  • 61 Wohnhäuser
  • 1 Kirche
  • 1 Pfarre
  • 1 Schule
  • 1 Hirtshaus
  • 1 Brauhaus
  • 1 Gemeines Spritzenhaus und
  • 1 Windmühle

vorhanden waren.

Im Jahre 1817 wurde Christian Leberecht Zedel Pfarrer in Rothenschirmbach. Ihn ärgerten diese wenigen Aufzeichnungen sehr und so begann er noch in demselben Jahr eine Pfarrchronik zu schreiben, die acht seiner Amtsnachfolger bis 1939 vervollständigten.
Aus dieser Chronik und der Fülle der fortan gemachten Niederschriften lassen sich die Geschehnisse und Entwicklungen in und um unseren Ort und seine Einwohner bildhaft schildern.

In dem „kleinen Bauerndorf mit vielen Handwerksbetrieben“ war der Ackerbau die Haupteinnahmequelle der Einwohner. Auf dem „Roten Berg“, der nicht das beste Ackerland war, wurde das wichtige Brotgetreide angebaut, an den Hängen und Bergen weidete das Vieh, vornehmlich Schafe und Gänse, und man pflanzte Obstbäume.

Bei 11 Anspännern mit beträchtlichem Landbesitz standen die meisten Einwohner in „Lohn und Brot“. Nur einige wenige verdienten ihren Unterhalt in den Bergwerken oder mit Holzfällen in den kurfürstlichen Wäldern.
Im Ergebnis des Wiener Kongresses von 1815 kam Rothenschirmbach, im Amte Sittichenbach, nicht nur unter preußische Herrschaft sondern am 1. Oktober 1816 auch zum Kreis Querfurt.

Der Ausbau der Wein- und Kupferstraße 1847 „durch die Pfanne“ (ein sagenumwobenes Flurstück) und 1869 als „Preußische Provinzialchaussee“ mit Kleinschlacke gepflastert, brachten dem Ort wohl einen bedeutenden wirtschaftlichen Aufschwung.

„Am 1. Dec dieses Jahres ging zum ersten Male seit den zwanziger Jahren dieses Jahrhunderts eine Post von Querfurt nach Eisleben und hielt bei Rothenschirmbach zur Aufnahme von Passagieren an. Sie passierte den Ort früh nach 5 Uhr und kam abends ebenfalls 5 Uhr wieder von Eisleben zurück. Ein Ereignis für uns wie die Vollendung der Pacificeisenbahn und die Eröffnung des Suezcanals“ schrieb Pfarrer Zedel in seine Kirchenchronik. In dieser Zeit vergrößerte der Ort sich auch territorial. Waren es zunächst nur die so genannten Anspänner, die für sich selbst neue und größere Häuser bauten, so bauten sie aber auch für ihre Dienstleute Arbeiterhäuser. Doch immer öfter konnten sich auch die fleißigen Handarbeiter ein kleines neues Häuschen leisten. Hinzu kamen dann die „Neueinwohner“, die an dem Ort mit dem „Hellen Bach“ und an seinem „Roten Berg“ nicht nur Gefallen sondern auch Arbeit fanden.
Das wachsende Gemeindekassenvermögen erlaubte es, die mit der wachsenden Einwohnerzahl erforderlich gewordenen Veränderungen auszuführen. 1858 wurde ein neues Schulhaus gebaut, 1863 war der allgemeinen Sicherheit wegen ein neues Spritzenhaus gebaut worden. 1888 weihte man sogar eine zweite neue Schule ein und baute 1893 auf Initiative des damaligen Pfarrers Dr. Gustav Warneck eine neue größere Kirche.

Die alte Kirche, vermutlich schon im 10. Jahrhundert gegründet und dem Heiligen Pancratius geweiht, wurde innerhalb eines knappen Jahres durch eine aus dem hier typischen Rotsandstein unserer Berge ersetzt.